Das hier ist für einen Wettbewerb, an dem ich noch schnell teilnehmen wollte...
Es ist sehr kitschig, sehr kurz und auch sonst nichts sinnvolles, meiner Meinung nach, aber ich hoffe es sagt euch vielleicht trotzdem zu. Einen Titel hat das ganze zugegeben noch nicht.
Ich schloss meine Augen, hörte mein Herz gegen die eisige Kälte hämmern, die mir fast die Luft abschnürte. Fest umschloss meine rechte Hand den Kettenanhänger, der mir schon oft geholfen hatte. Nicht heute. Nicht jetzt. Nicht in dieser Situation.
Es war möglich gewesen gegen ihn zu kämpfen, ohne ihn direkt zu sehen. Ich hatte mich gegen seine Helfer und Helfershelfer durchgesetzt, entflammt von einer anderen Sicht der Welt, gestärkt durch Magie.
Aber jetzt war die Kraft, die mich bis hierhin gebracht hatte, wie weggeblasen.
Es fiel mir schwer, ihn anzusehen, aber andererseits fesselte er meinen Blick auf eine unbestimmte Weise.
Sein Gesicht war scharf geschnitten und unendlich blass, ein eiserner Ausdruck lag in seinen tiefblauen Augen. Er sah mich stumm an, wie ich ausgelaugt vor ihm stand, kaum in der Lage, mich zu bewegen. Auch wenn das eher an etwas anderen lag...
Ich konnte nicht anders. Ich liebte ihn, obwohl ich ihn nicht kannte, bis vor wenigen Minuten nicht einmal gesehen hatte. Ich liebte ihn schon, seit ich mich entschlossen hatte gegen ihn zu kämpfen...
Bislang war der Hass gegen seine Ansichten und Absichten stärker gewesen als dieses Gefühl. Aber jetzt fühlte ich mich nicht in der Lage, auch nur einen Zauber gegen ihn zu richten.
Hatte ich es nicht die ganze Zeit über gewusst? Dass mein Vorgehen zum Scheitern verurteilt war, spätestens an diesem Punkt? Dass ich ihn niemals würde bekämpfen können?
Ich spürte, wie sich die Kälte in meine Knochen fraß, mein Atem bildete kleine Wölkchen in der Luft.
„Du hast es geschafft.“ Seine Stimme war unglaublich klar. Magie schwang in ihr mit, ich konnte es geradezu fühlen.
Vielleicht war er der stärkste Magier, dem ich je begegnet war. Wenn er nicht einmal normal sprechen konnte, ohne Magie freizusetzen, musste er so unglaublich mächtig sein, dass es meine Vorstellungskraft überstieg.
Ich wusste darauf nichts zu erwidern, mir gelang es nur, stumm ein Nicken andeuten.
Langsam kam er näher, durchquerte die Halle, die von Eis funkelte.
Ich schaffte es nicht einmal zurückzuweichen. Stocksteif, als wäre die Starre der Eiszapfen auf mich übergegangen, stand ich da.
„Du hast es bis hierhin geschafft“, meinte er, eine eigenartige Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit.
Warm legte sich ein Hauch von Magie auf meine Schultern nieder. Ich antwortete nicht.
Endlose Sekunden vergingen, in denen mir langsam klar wurde, was mir längst hätte klar werden sollen. Meine Liebe zu diesem Mann konnte nur ein... Fluch sein, ein übermenschlich starker Zauberspruch. Nichts anderes würde Sinn ergeben.
„Warum...?“, murmelte ich, meine Stimme war heiser und rau.
Er stand jetzt direkt vor mir, seine gesamte Ausstrahlung schien meine gefrorenen Glieder zu wärmen, obwohl sein Aussehen von Kälte zeugte.
Plötzlich ruhten seine Hände auf meinen Schultern, die Berührung war sanft und seltsamerweise beruhigend.
„Weil ich verhindern wollte, dass du weiterkämpfst. Ich wollte nicht, dass du dich gegen mich stellst. Ich hatte nicht gedacht, dass du so stark bist.“ Er machte eine Pause. „Du kämpfst für eine andere Auffassung, eine andere Partei. Aber ich glaube genauso sehr an das, was ich tue. Und dieser Zauber, der auf dir liegt; er liegt auch genauso auf mir. Ich dachte es wäre ein Anfang, es besser zu machen als all die anderen vor uns, die sich schon gegenseitig wegen verschiedener Meinungen getötet haben.“
Ich schwieg lange, und irgendwann meinte ich zu verstehen, was er meinte.
„Ja. Gehen wir nicht als Feinde auseinander.“